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Henrik Freischlader - Saarbrücken, Am Schloss - 12.07.2009
„Freischlader vertat sich in der Wahl seines Hemdes…“ diese Schlagzeile wollte HENRIK FREISCHLADER am nächsten Morgen garantiert NICHT in der Presse lesen und diesen Gefallen erfüllen wir ihm natürlich bereitwillig und gerne ;-))
Regen am Sonntagmorgen… im Sommer ist dies ein exzellenter Anlass, gewaltig den Blues zu schieben. Die sonntägliche Blues-Matinee am Saarbrücker Schloss droht dann nämlich, buchstäblich ins Wasser zu fallen. Zwar findet sie trotz allem statt, aber eben im Saal und das ist natürlich erheblich ungeiler. Organisator Claude hatte natürlich wieder einmal das richtige Näschen und die Bühne unter den alten Kastanienbäumen aufbauen lassen, denn pünktlich zum Showbeginn verzog sich der Regen… ja gelegentlich blinzelte gar die Sonne hervor und erwärmte die zahlreichen Zuschauer im bestens gefüllten Schlosspark.
Leicht gezeichnet von den Ereignissen der vergangenen Nacht, jedoch bestens gelaunt betrat HENRIK FREISCHADER die Bühne. Bis nach 3 Uhr morgens hatte man im luxemburgischen Differdingen gebluest, erst gegen 5 Uhr im Hotel in Saarbrücken eingecheckt und nach einem kurzen Nickerchen sich bereits wieder zum Soundcheck am Schloss eingefunden, wo es wie immer um 11 Uhr losgeht. „That’s Rock’n’Roll“ ist man geneigt zu sagen, aber Freischlader & Co haben ja bereits den Blues und stecken solche Widrigkeiten professionell weg. Nicht nur das: Sie waren regelrecht „hellwach“ und spielfreudig.
Mit „Someone like me“ vom zweiten Album „Get closer“ stieg der junge Wahl-Kieler mächtig bluesrockend in das Set. „My Baby“ vom viel beachteten Debütalbum folgte und wurde begeistert aufgenommen. Auch die launigen Ansagen erfreuten die Besucher offensichtlich. Ob über die Sonnenbrille oder das knallrote Hemd – die Lacher waren ihm sicher.
An HENRIK FREISCHLADER scheiden sich ja die Geister. Für die Einen war „The Blues“ von 2006 eine Offenbarung. Elf eigenständige Kompositionen von einem gerade einmal 27-jährigen aus der Welt-Blues-Hauptstadt Wuppertal… das hatte schon etwas. Leider gab und gibt es in der Bluesszene stimmgewaltige Puristen [vorzugsweise aus der Berufsgruppe der Lehrer ;-))], die ihn als einen lediglich mittelmäßig begabten Durchschnitts-Blueser einstuften. Abgesehen von der augenscheinlichen Böswilligkeit der eingesetzten Wortwahl, liegt die Wahrheit wohl -wie zumeist- irgendwo dazwischen. Ich persönlich hielt „The Blues“ seinerzeit für eines der genialsten Alben eines deutschen Bluesers überhaupt. Der Nachfolger „Get Closer“ war dagegen eher ein kleine Enttäuschung für mich und der Nachweis, dass die Bäume bekanntlich nicht in den Himmel wachsen. Zuvieles erinnerte an PETER GREEN - der eigenständige Gitarrenton fehlte mir etwas. Nichts desto trotz war und ist HENRIK FREISCHLADER live immer eine sichere Bank für hochkarätige Blues-Unterhaltung.
Im Schlosspark zu Saarbrücken bevorzugte er diesmal eindeutig die leiseren Töne und übertrieb dabei etwas seine Solo-Ausflüge, wie bei „She’s back (for another try)“. Eher selten wurde derart losgerockt wie zu „She ain’t got the Blues“. Die Soli zerfaserten merkwürdig oft und man wünschte sich, dass der Mann schneller auf den Punkt kommt. Der exzellente Organist "Mr. Mo" hätte gerne öfters ins Geschehen eingreifen können. Großartig dagegen die noch nicht veröffentlichte Nummer „Bad dreams“, für die Henrik bei der letzten Tour die Fans um einen Titel gebeten hatte. Absolutes Highlight unter den vielen doofen Vorschlägen war damals „Wolkenwinde“… und so heißt die Nummer nun. Ziemlich tief im Mississippi-Gebiet startete der Song, um danach Henrik alle Register seines Könnens ziehen zu lassen. Nach „gefühlten“ 30 Minuten [real etwa 20’] und einem genialen Hammond C3-Solo waren die Fans hellauf begeistert. Absoluter Höhepunkt war für mich der sphärische Slow-Blues „Lonely world“ vom ersten Album. Die olle HENDRIX-Nummer „Foxy Lady“, wie immer ein Reißer, beendete nach knapp zwei Stunden das Set.
Gut, die Zugabe hätte sich Freischlader sparen können: MICHAEL JACKSONs „Man in the mirror“, zu Ehren des Verstorbenen dargebracht, wirkte dann doch eher „abturnend“ und die Begeisterung, den Refrain mitzusingen, hielt sich in überschaubaren Grenzen. FAZIT: Ein gelungener Sonntagmorgen mit viel gutem Blues, aber mit nur sparsam mit den ganz großen Highlights durchsetzt.
Henrik Freischlader Band:
Henrik Freischlader: Guitars, Vocals
Moritz “Mr. Mo” Fuhrhop: Hammond C3
Theofilos Fotiadis: Bass
Hardy “Ed” Fischötter: Drums